Sie sind hier: Startseite Aktuelles Neue Forschungsgruppe "Xenokratie"

Neue Forschungsgruppe "Xenokratie"

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Forschungsgruppe aus den Geisteswissenschaften.
Neue Forschungsgruppe "Xenokratie"

Plan of Fort St George and the City of Madras 1726

Ziel der neuen Gruppe "Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne" ist es, eine auf die Vormoderne zugeschnittene Perspektive auf das viel diskutierte Phänomen fremder Herrschaft zu ermöglichen. Die DFG fördert das Vorhaben für die kommenden vier Jahre mit rund 2,5 Millionen Euro.

Die an der Forschungsgruppe beteiligten Forscherinnen und Forscher der Universität Münster, der Universität zu Köln und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg richten zum einen den Blick auf die Lokalisierung xenokratischer Herrschaft, ihre Funktionsweisen, Modi der Vermittlung und Formen symbolischer Repräsentation vor Ort. Zum anderen beleuchten sie die Administration, ihre Vertreter und administrative Praktiken. In den sieben Teilprojekten werden Formen von Xenokratie im nordalpinen Europa, Lateinamerika, dem Mittelmeerraum, China und Indien erforscht. Disziplinär finden Expertinnen und Experten aus der Geschichte sowie Kunstgeschichte, der Koptologie, Sinologie und Papyrologie zusammen. Das ermöglicht eine vergleichende Untersuchung von geografischen Räumen und historischen Konstellationen, die selten gemeinsam diskutiert werden.

Sprecherin der Gruppe ist Prof. Dr. Ulrike Ludwig, Inhaberin des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Fachbereich Geschichte/Philosophie der Universität Münster.

 Urbane Xenokratie als interaktives statebuilding: Madras 1639-1746

Das Freiburger Teilprojekt 07 wird mit Fort St. George/Madraspatnam (heute: Chennai) ein urbanes Gefüge als lokalen Raum von Xenokratie im 17. und frühen 18. Jahrhundert untersuchen. Dabei soll ein integrativer Zugriff verfolgt werden, indem Madras als vormoderner urbaner Kommunikations- und Resonanzraum verstanden wird. Gerichtsprozesse, ordnungspolitische Maßnahmen, Protestformen oder Ritualhandlungen waren Praktiken mit performativem Gehalt, die im städtischen Rahmen Öffentlichkeiten schufen. Diese waren wiederum Objekt zeitgenössischer Beobachtungen und Reflexionen, die durch Petitionen, Ratsprotokolle, Gerichtsakten, Diarien oder Reiseberichte dokumentiert wurden.