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Lehrveranstaltungen im aktuellen Semester

Hier finden Sie Lehrveranstaltungskommentare und Kolloquienprogramme aus dem laufenden Semester.

Vorlesung: Verschwörungstheorien und Verschwörungen in der Frühen Neuzeit

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer

Kommentar   

Wir erleben seit mehreren Jahren den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg von Verschwörungstheorien, die sämtliche Krisen- und Konfliktszenarien unserer Gegenwart begleiten. Ihre Virulenz erschüttert den liberalen Glauben an die Durchsetzungsfähigkeit rationaler Diskurse und die fraglose Existenz geteilter basaler Fakten und Realitätsannahmen. Tatsächlich war verschwörungstheoretisches Denken (auf einer breiten Skala) in früher und später Neuzeit weit verbreitet und konnte als „legitimes Wissen“ gelten. Folgt man dem Literaturwissenschaftler Michael Butter, dann muss der Abfall konspirationistischen Denkens in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg als eine vorübergehende Phase betrachtet werden.

Versteht man Verschwörungstheorien somit als ein transepochales Phänomen, ist die Herausarbeitung epochenspezifischer Merkmale und Dynamiken aber umso wichtiger. Sie sind keine historische Konstante, die jede Krise begleitet, sondern ihrerseits abhängig von bestimmten medialen und wissensgeschichtlichen Voraussetzungen. Die Vorlesung wird die Geschichte von Verschwörungstheorien zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert vor dem Hintergrund frühneuzeitlicher Strukturen und Prozesse (Medienrevolution, Staatsbildung,  Verrechtlichung,  Konfessionalisierung,  Globalisierung  usf.)  rekonstruieren.  Gefragt  wird danach, was Verschwörungstheorien überhaupt sind, wieso diese am Beginn der Frühneuzeit besonders relevant  wurden  (und  nicht  erst  während  der  Französischen  Revolution,  also  an  deren  Ende),  was Gegenstand von Verschwörungstheorien wurde und wie sich diese mit den politischen, sozialen und religiösen Konflikten des 16., 17. und 18. Jahrhunderts verbanden. Welche Konjunkturen gab es für diese Variante heterodoxen Wissens und wie funktionierten Verschwörungstheorien als Wissen? Glaubten nur einfache Leute daran? Allerdings gab es in der Frühen nicht nur Verschwörungstheorien, sondern auch tatsächlich Verschwörungen, die Pulverfassverschwörer mit Guy Fawkes (dessen Gesichtsmaske zur Ikonographie der Gegenwart gehört) von 1605 war nur die bekannteste. Wie definierten Strafrechte in England und in anderen europäischen Staaten Verschwörungen – und inwiefern waren solche Rechtsdefinitionen mit dem weiteren verschwörungstheoretischen Diskurs verbunden? Trotz des Fokus auf die Frühe Neuzeit soll die Vorlesung dazu beitragen, ein irritierendes Phänomen der Gegenwart historisch einzuordnen und damit genauer zu verstehen.

Die Vorlesung kann als Überblicksvorlesung Neuere Geschichte (16. bis 18. Jh.) besucht werden. Die Vorlesung schließt mit einer Klausur.          Zu erbringende Studienleistung: Klausur (60-120 Min.)

 

Literatur

Erste Literaturhinweise: Michael Butter, „Nichts ist, wie es scheint“. Über Verschwörungstheorien, Berlin 2018; Michael Butter / Peter Knight (Hrsg.), Routledge Handbook of Conspiracy Theories, London 2020; Tilman Haug / André Krischer, Höllische Ingenieure. Kriminalitätsgeschichte der Attentate und Verschwörungen zwischen Spätmittelalter und Moderne, Tübingen 2021; Marcel Buber / André Krischer, Zwischen Gottesstrafe und Verschwörungstheorien. Deutungskonkurrenzen bei Epidemien von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main 2023. Weitere Literatur über Zotero: https://www.zotero.org/groups/5598740/ verschwrungstheorien_und_verschwrungen_in_der_frhen_neuzeit

 

Termin, Ort

Do 10 - 12 Uhr (c.t.); 17.10.24 - 06.02.25, Paulussaal/ Pauluskirche

Kolloquium: Neue Forschungen zur Geschichte der Frühen Neuzeit

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer; ReferentInnen

Kommentar   

Historiker:innen benötigen zur Analyse, Beschreibung und Erklärung historischer Phänomene Begriffe, die aus einem soziologischen Kontext stammen und daher eine gewisse Komplexität aufweisen, die nicht immer hinreichend reflektiert wird (Gesellschaft, Macht, Symbol, Netzwerk, Kultur usf.). Eine gewisse Vertrautheit mit diesen Begriffen befördert allerdings die historische Forschungsarbeit erheblich, in dem sie den Radius beobachtbarer Phänomene erweitert, neue Perspektiven, Fragestellungen und Analyseebenen eröffnet, präzise Beschreibungen und Unterscheidungen ermöglicht und damit differenziertere Erkenntnisse ermöglicht. Theoriekenntnisse kommen Historiker:innen in vielerlei Hinsicht zugute, ganz gleich, ob sie eine akademische oder außerakademische Karriere verfolgen.

Mit diesem Oberseminar beginnt eine Serie von theoriebezogenen Veranstaltungen, die auch weitere Begriffe (Macht, Evolution, Organisation) und Konzepte (aus dem kulturtheoretischen oder postkolonialen Kontext) in den Blick nehmen wird. Mit den Begriffen "Kommunikation – Interaktion – Praxis" legen wir jedoch zunächst ein Fundament, auf dem sich die weitere Beschäftigung mit Sozialtheorien aufbauen lassen. Die Überlegungen beziehen sich v.a. auch die Frühneuzeit, sind aber auch für alle anderen Epochen einschlägig. Zu einzelnen Sitzungen werden auswärtige Referent:innen eingeladen (siehe Kolloquiumsplan des Historischen Seminars)

Zu erbringende Studienleistung: Regelmäßige und aktive Teilnahme, ggf. Übernahme einer Textvorstellung

 

Literatur

Barbara Stollberg-Rilinger, Bielefelder Wissenschaftspreis 2018, Festvortrag: URL: https://tinyurl.com/ytejju8x

 

Termin, Ort

Di 18 - 20 Uhr (c.t.); 15.10.24 - 04.02.25

Kollegiengebäude IV/HS 4450

Hauptseminar: Nachkriegszeiten. Literarische und alltagspraktische Verarbeitungen/Bewältigungen/ Modellierungen/Rekonstruktionen? in der Frühen Neuzeit

 

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer und Prof. Dr. Claudius Sittig- Krippner

Kommentar   

Mit ‚Nachkriegszeit‘ assoziiert man gewöhnlich die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und Begriffe wie „Stunde Null“, „Entnazifizierung“ usf. Das interdisziplinäre Seminar möchte dazu beitragen, den Begriff ‚Nachkriegszeit‘ aus der Engführung auf die Zeit nach 1945 zu lösen und als analytisches Konzept auch für andere Zeiten nach Kriegen zu problematisieren und zu profilieren. Daher sprechen wir von Nachkriegszeiten – und deuten damit an, dass es im Laufe der Neuzeit nicht nur eine Vielzahl solcher Zeiten gab, sondern sich diese für die Zeitgenoss:innen auch sehr unterschiedlich darstellen konnten. Das Phänomen lässt sich gar nicht anders als multidisziplinär erfassen.

In diesem Seminar wollen wir uns ihm zunächst als literatur- und geschichts-wissenschaftlicher Perspektive nähern. Dabei konzentrieren wir uns zum einen auf die Zeit nach dem Westfälischen Frieden von 1648: In einer bis dahin beispiellosen Weise war der Übergang von Krieg zum Frieden eine kollektive Erfahrung für die Menschen in Mitteleuropa. Zum anderen und vergleichend blicken wir auf die Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), der in einem militärhistorisch sehr anderen Kontext ausgetragen wurde als der Krieg 1618-1648.

Wir nutzen dabei literarische, publizistische und archivalische Quellen, um die beiden Nachkriegszeiten anhand von zwei analytischen Fluchtpunkten zunächst einmal für sich und dann vergleichend zu untersuchen. Mit dem Begriff ‚Pluralität‘ adressieren wir Nachkriegserfahrungen, die je nach Stand und/oder Geschlecht sehr unterschiedlich sein konnten. Welche Themen und Probleme beschäftigten welche Akteur:innen? Wie einheitlich oder unterschiedlich wurde Nachkriegszeiten wahrgenommen, wann endeten diese für wen? Neben diesen erfahrungsgeschichtlichen Fluchtpunkt tritt mit dem Begriff ‚Re/Konstruktionen‘ die Frage nach den Praktiken der Bewältigung und des Wiederaufbaus sowohl im alltäglichen, politischen und literarischen Sinne. Wie wurde ein Nachkriegsalltag (neu) geschaffen, stabilisiert und reflektiert? Besonderes Augenmerk liegt dabei auf abgedankten Soldaten und Invaliden, die sich literarisch und alltagshistorisch für die beiden Nachkriegszeiten besonders gut fassen lassen.

Das Thema Nachkriegszeiten ist für die Zeit nach 1648 und 1763 bislang kaum erforscht, das Seminar wird daher auf die intensive Lektüre von Primärtexten setzen. Das Korpus der literarischen Quellen umfasst Romane (bzw. Romanpassagen) von Grimmelshausen und Moscherosch, Gedichtsammlungen (etwa Gleims “Lieder eines preußischen Grenadiers” und ihre Rezeption in der Nachkriegszeit), Dichtungen zur Feier des Friedens, ‘Soldatendramen’ (etwa von Lessing und Lenz); dazu kommen zeitgenössische Publizistik (Flugschriften, Zeitungen) und archivalische Quellen (u.a. fürstliche und städtische Ratsprotokolle), die eine enge Annäherung an den Alltag ermöglichen.

 

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 21. März 2025.

Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 10. Februar und dem 18. April 2025.

Zu erbringende Prüfungsleistung

Für Studierende des Deutschen Seminars:

5 ECTS: Mündliche Prüfung im Umfang von ca. 20 Minuten

8 ECTS: Schriftliche Hausarbeit im Umfang von ca. 20 Seiten (à 400 Wörter).

In die Bewertung Ihrer Prüfungsleistung fließt neben der inhaltlichen Qualität Ihrer Arbeit auch die sprachliche Gestaltung Ihres Textes ein (strukturierte und kohärente Textgestaltung,angemessene wissenschaftliche Ausdrucksweise und sprachliche Korrektheit).

Für Studierende des Historischen Seminars:

Hausarbeit oder mündliche Prüfung (B.A.) unter den o.g. Bedingungen.

Zu erbringende Studienleistung: regelmäßige,  vorbereitete  und  aktive  Teilnahme,  Sitzungsgestaltung,  kleinere  schriftliche  Arbeiten  im Seminarverlauf.

 

Literatur

Erste Literaturhinweise: Obwohl wir uns nicht auf 1945f. beziehen, ist für ein komparatistisches Verständnis nützlich Harald Jähner, Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955, Reinbek bei Hamburg 9. Aufl. 2022. Orientierungswissen zu den beiden für uns relevanten Kriegen, die wir nicht im Detail besprechen können, bieten Georg Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg, München 2018; Hans Medick, Der Dreißigjährige Krieg: Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, Göttingen 2018; Marian Füssel, Der Siebenjährige Krieg. Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert, München 2022; die weitere Literaturverteilung erfolgt über Zotero: https:// www.zotero.org/groups/5598289/nachkriegszeiten_16481763

Bemerkung / Empfehlung

 

Bei dem Seminar handelt es sich um ein Kooperationsseminar von Herrn Prof. Sittig (Germanistik) mit Herrn Prof. Krischer (Historisches Seminar). Angestrebt wird eine paritätische Verteilung der Studierenden beider Institute.

 

Die Veranstaltungsbelegung via HISinOne ist zwischen Montag, dem 09. September 2024 ab 9.00 Uhr und Montag, dem 07. Oktober 2024 bis 12.00 Uhr möglich.

 

Termin, Ort

Di 14 - 17 Uhr (c.t.); 15.10.24 - 04.02.25, Kollegiengebäude I/ 1021

Übung: Weihrauch und Wucher. Ökonomien des Konfessionellen Zeitalters

 

PD Dr. Georg Eckert

Kommentar   

Die Verwerfungen des Konfessionellen Zeitalters waren auch ökonomische – und solche des Denkens über Ökonomie. Theologische Neuerungskräfte wie solche der Beharrung waren untrennbar mit wirtschaftlichen Fragen verbunden: vom auch nationalökonomisch diskutierten Ablaßhandel mit seinen Geldflüssen nach Rom über die mit gegenläufigen Interessen verbundene Frage der Feiertage bis hin zur Wucherkritik, von der Subsistenzwirtschaft aufständischer Bauern bis hin zur globalen Ökonomie großer Reichsstädte. Nicht umsonst hat Max Weber den Kapitalismus einst eng in Relation zu jener Arbeitsethik gesetzt, die er als eine charakteristisch protestantische definierte. Solchen und anderen Zusammenhängen wendet sich die Übung in intensiver Quellenlektüre zu.

Literatur

Peter Hersche: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter, 2 Bde., Freiburg 2006. Thomas A. Brady: Zwischen Gott und Mammon. Protestantische Politik und die deutsche Reformation, Berlin 1996. Philipp Robinson Rössner: Deflation – Devaluation – Rebellion. Geld im Zeitalter der Reformation, Stuttgart 2012. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe, hg. von Dirk Kaesler, 3. Auflage, München 2010.

 

Termin, Ort

Block + Sa; 25.10.24 - 26.10.24 8 - 19 Uhr (s.t.),Kollegiengebäude IV/ Übungsraum 2

08.11.24 8 - 16 Uhr (s.t.), Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

 

Proseminar: Mieten! Mieten! Mieten! Mietgeschichte(n) in Freiburg in Mittelalter und Früher Neuzeit

 

Dr. Maria Anna Weber

Kommentar   

Wer kennt es nicht: Kaum hat man sich für einen Studienort entschieden, gilt es meist, sich um eine Miet- Wohnung oder einen WG-Platz zu kümmern – eine Aufgabe, die nicht nur Geld, sondern Zeit und Nerven kostet, gerade in Zeiten eines angespannten Wohnungsmarktes. Was für uns in unserer Gegenwart zum Alltag gehört, war auch den vormodernen Zeitgenossen nicht fremd. Miete(n) und Mehrparteienwohnen waren auch in Mittelalter und Früher Neuzeit allgegenwärtig, besonders auch in der – ab 1456 – Universitätsstadt Freiburg. Wie sich hier ein Mietmarkt ausprägte, welchen Prinzipien und Praktiken er gehorchte, wer wo bei wem als Kostgänger anheuerte, um nicht nur ein Bett, sondern auch Zugang zur Gesellschaft zu erhalten, warum sich Ulrich Zasius über Misthaufen vor seiner Tür beschwerte und wie sich grundsätzlich das konfliktbesetzte Verhältnis zwischen Stadt und Universität in Mietstreitigkeiten Bahn brach, soll nicht nur erforscht, sondern auch ausgestellt werden.

Das  Proseminar  besteht  aus  drei  Teilen:  In  Phase  I  des  Semesters  erarbeiten  wir  uns  anhand  der bestehenden Forschungsliteratur und basierend auf der Auswertung einschlägigen Archivmaterials aus dem Universitäts- sowie dem Stadtarchiv die thematischen und inhaltlichen Grundlagen. Phase II wird dazu genutzt, das Material für die Ausstellung im Uniseum aufzubereiten, Schwerpunkte auszuwählen, weitergehende Recherchen zum ausgewählten Material und den Schwerpunktsetzungen auszuführen, um dann letztlich in Phase III den Abteilungstext, Unterabteilungs- und Exponattexte entsprechend den Vorgaben zu schreiben, ein Führungskonzept zu entwerfen und die Ausstellung zu bewerben. Die Ausstellung wird am Ende des Semesters mit einer an die Öffentlichkeit gerichteten Abendveranstaltung eröffnet.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 27. März 2025.

Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 10. Februar und dem 18. April 2025.

Zu erbringende Studienleistung

■     Regelmäßige Teilnahme

■     Klausur (60-180 Min.)

■     Übernahme von Führungen im Uniseum

■     Referat/mündliche Prüfung

■     Quelleninterpretation

■     Schriftliche oder mündliche Ergebnissicherung

■     Hausaufgaben

Bemerkung / Empfehlung

Achtung: Die teilnehmenden Studierenden verpflichten sich, Führungen durch die Ausstellung zu übernehmen und an der Eröffnungsveranstaltung teilzunehmen.

 

Termin, Ort

Mo 9 - 12 Uhr (c.t.); 14.10.24 - 03.02.25, Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

Proseminar: Leben und Überleben im Dreißigjährigen Krieg

 

Dr. Philip Hoffmann-Rehnitz

Kommentar   

Der von 1618 bis 1648 dauernde Dreißigjährige Krieg stellte einen der verheerendsten Kriege in der Geschichte Europas dar. In seinem Verlauf wurden nicht nur weite Landstriche in Mitteleuropa verwüstet, zahllose Dörfer und Städte zerstört und Millionen Menschen getötet und vertrieben. Der Krieg und die damit verbundenen Gewalterfahrungen sowie existentiellen Unsicherheiten und Gefährdungen insbesondere in Form von Seuchen und Hungersnöten prägten zudem das Leben, Denken und Handeln der damaligen Menschen in tiefgreifender Weise. Wie aber gingen Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Ständen in ihrem Alltag mit solchen kriegsbedingten Erfahrungen und Unsicherheiten um, wie erlebten sie diese und wie nahmen sie diese wahr, und wie versuchten sie diese zu bewältigen? Wie gestalteten sie ihren Alltag (um), wie passten sie sich in ihrem alltäglichen Zusammenleben einer solchen von Krieg bestimmten Situation an, welche Überlebensstrategien entwickelten sie, und inwieweit war auch so etwas wie ein normaler Alltag möglich? Diese Fragen stehen neben einer allgemeinen Einführung in die Geschichte und die Hintergründe des Dreißigjährigen Kriegs im Zentrum des Proseminars. Dafür werden unterschiedliche Quellen aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, u.a. Selbstzeugnisse, die einen genaueren Aufschluss über das Leben und Überleben im Dreißigjährigen Krieg geben können, genauer in den Blick genommen. In Verbindung damit führt die Veranstaltung zudem in wichtige Arbeitstechniken und -praktiken sowie methodische und theoretische Grundlagen des Studiums der (neueren) Geschichte ein.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 20. März 2025.

Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 10. Februar und dem 18. April 2025.

Zu erbingende Prüfungsleistung:

Hausarbeit oder mündliche Prüfung

Zu erbingende Studienleistung:

■     Regelmäßige Teilnahme

■     Klausur (60-180 Min.)

■     Referat/mündliche Präsentation

■     Thesenpapier

■     Exzerpt

■     Quelleninterpretation

■     Hausaufgaben (auch zum Tutorat, z. B. Zitieren, Bibliographieren, Anmerkungen)

Literatur

Hans Medick: Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, Göttingen 2018. Georg Schmidt: Der Dreißigjährige Krieg, München 9. Aufl. 2018. Birgit Emich: Geschichte der Frühen Neuzeit (1500-1800) studieren, 2. Aufl. 2019.

Termin, Ort

Di 10 - 13 Uhr (c.t.); 15.10.24 - 04.02.25, Kollegiengebäude IV/ Übungsraum 2

Proseminar: Stadt im Bauernkrieg. Die Unruhen von 1525 aus urbaner Perspektive

 

Joy Sheik, M. A.

Kommentar   

Im Jahr 1525 war die gewohnte Ordnung in Teilen des Heiligen Römischen Reichs empfindlich gestört. Insbesondere im süd- und mitteldeutschen Raum kam es zu Ereignissen, die von zeitgenössischen städtischen Chronisten zusammenfassend etwa als „Aufruhr der bösen Bauern” (Heinrich Hug) oder einfach als „Bauernkrieg” bezeichnet wurden. Die bis heute gebräuchliche Bezeichnung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben Bauern und Landbewohnern auch Adelige, Geistliche und nicht zuletzt Städte und städtische Akteure in vielfältiger Weise in die Konfliktgeschehen involviert oder indirekt davon betroffen waren. So ist die kleine Reichsstadt Memmingen als Tagungsort der oberschwäbischen Aufständischen in die Bauernkriegshistoriografie eingegangen. Der berühmte Rebellenführer und Prediger Thomas Müntzer soll das thüringische Mülhausen gar „als Erzteufel regiert” haben (Martin Luther). In Frankfurt am Main rebellierten Zunftbürger gegen die Herrschaft des Rats. Nach der "Weinsberger Bluttat", die Bauern und Stadtbewohner an Adeligen verübten, wurde die württembergische Landstadt in einer Vergeltungsaktion durch das Heer des Schwäbischen Bundes zerstört. Das eidgenössische Basel fungierte als Vermittler und setzte sich für eine gütliche Beilegung des Konflikts ein. Hingegen wurde die vorderösterreichische Stadt Freiburg im Breisgau von den Bauern belagert: Die Aufständischen drohten den Bürgern, deren Weinreben zu beschädigen und unterbrachen die Wasserversorgung. Sie besetzten den Schloßberg und nahmen die Stadt unter Beschuss. Schließlich kapitulierte Freiburg vor der Übermacht der Bauern.

Im Proseminar erarbeiten wir uns zunächst ein Grundlagenwissen über sowohl Stadtgesellschaft und -obrigkeit sowie städtische Umlandpolitik um 1500 als auch den Bauernkrieg von 1525. Darauf aufbauend werden wir uns anhand von Fallbeispielen mit der Rolle von Städten und Städtern im Bauernkrieg auseinandersetzen. Inwiefern waren sie Verbündete der aufständischen Bauern, inwiefern aber auch Gegner oder sogar Betroffene bäuerlicher Gewalt?

Das Thema dient zugleich als Einführung in die Arbeitsweisen der Neueren Geschichte.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 21. März 2025.

Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache zwischen dem 10. Februar und dem 05. April 2025. Zu erbringende Studienleistung

■     Regelmäßige Teilnahme

■  Klausur 05.02.2025 (60-180 Min.)

■     Mitarbeit und Lektüre,

■     Essay (2-3 Seiten)

■     Referat

Literatur

Isenmann, Eberhard, Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150–1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Köln / Weimar / Wien 22014; Blickle, Peter, Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes (C.H. Beck Wissen 2103), München 52018; Scott, Tom, Südwestdeutsche Städte im Bauernkrieg. Bündnisse zwischen Opportunismus und Solidarität, in: Stadt und Revolution, hg. von Bernhard Kirchgässner (Stadt in der Geschichte 27), Stuttgart 2001, S. 9–37.

 

Termin, Ort

Mi 13 - 16 Uhr (c.t.); 16.10.24 - 05.02.25, Kollegiengebäude IV/ Übungsraum 2

Übung: Miete! Quellen- und Lektürekurs zum Phänomen Miete in der Vormoderne

 

Dr. Maria Weber

Kommentar   

Die Übung versteht sich als Quellen- und Lektürekurs, um sich dem historischen Phänomen Miete in der Vormoderne aus Sicht von Quellen und Darstellungen zu nähern. Gelesen werden dabei handschriftliche wie  gedruckte  Quellen  aus  dem  15.,  16.  und  17.  Jahrhundert,  aus  Freiburg,  Augsburg,  aber  auch

z.B. aus London oder Paris. Dabei erschließen wir uns über verschiedene historische Methoden (u.a. Praxeologie, Emotionsgeschichte, Sozialgeschichte) die Inhalte, betrachten unterschiedliche Akteur:innen und Sprecher:innen und erarbeiten uns so das Phänomen Miete in der Vormoderne multiperspektivisch.

 

Es ist obligatorisch, die Quellen bzw. die Literatur zur Vorbereitung auf die Sitzungen zu lesen und über die Fähigkeiten/Fertigkeiten des historischen Arbeitens/Quellenanalysierens zu verfügen.

Zu erbringende Studienleistung

 

■     Regelmäßige Teilnahme

■     Referat/mündliche Präsentation

■     Quelleninterpretation

■     Schriftliche oder mündliche Ergebnissicherung

■     Schriftliche Ausarbeitung

 

Termin, Ort

Mo 13-15  Uhr (s.t.); 14.10.24 - 03.02.25, Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2