Kolloquium im Sommersemester 2024
Perspektiven und theoretische Grundlagen einer virtuellen Geschichtsschreibung
Vormoderne urbane Lebenswelten? Frühneuzeitliche Stadtgeschichte und die Lebenswelttheorie von Alfred Schütz
Obligatorische Lektüre zur Vorbereitung:
- Schwerhoff, Gerd, Frühneuzeitliche Stadtgeschichte im Cultural Turn – eine Standortbestimmung, in: Schmidt-Funke, Julia A. /Schnettger, Matthias (Hg.), Neue Stadtgeschichte(n). Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich (Mainzer Historische Kulturwissenschaften 31), Bielefeld 2018, S. 11–40. [Volltext über den UB-Katalog]
- Schütz, Alfred, Strukturen der Lebenswelt, in: Derselb., Gesammelte Aufsätze, Bd. 3: Studien zur phänomenologischen Philosophie, Den Haag 1971, S. 153–170. [im KG IV: Frei 31b: IV A 724 – 3; im KG I: Frei 30a: I 6 Schü 0.0, Bd 3; in der UB: SW 73/2408-2/3]
Vormoderne urbane Lebenswelten! Stadtgeschichtliche Quellen gelesen als Lebenswelten.
Ein Quellenreader wird in der Sitzung zur Verfügung gestellt.
'Den Aufruhr zu stillen, ist unsere Botschaft verordnet'. Go-betweens im Bauernkrieg von 1525
Mit den Aufständen des Jahres 1525 sahen sich die Obrigkeiten vielerorts Bedrohungen ausgesetzt, die ein umsichtiges Vorgehen erforderten. Um einen 'Stillstand' der Kriegshandlungen zu erwirken und die Ordnung wiederherzustellen, traten sie häufig in Verhandlungen mit den Bauernhaufen. Zu diesem Zweck wurden auch Mittler von Seiten der Obrigkeiten in die Lager der Aufständischen entsandt. Die Instruktionen dieser ‚Go-betweens‘ sind zum Teil überliefert.
Das Masterarbeitsvorhaben zielt darauf ab, Einblicke in den Verlauf dieser dynamischen Aushandlungsprozesse zu gewinnen und dabei insbesondere die Tätigkeiten individueller Akteure darzulegen.
Ideology and Politics: A Historical Comparative Study of Premodern Empires in Eurasia and Religious Toleration
Recent scholarship on pre-modern empires often presents them as tolerant of diversities and differences. However, this portrayal overlooks the significant differences in the religious policies of pre-modern empires. While some empires allowed the coexistence and flourishing of various religions, others engaged in the persecution of heretics and non-believers, resorting to forced conversions. This presentation explores how over 30 pre-modern empires dealt with religions outside their state religion and categorizes these empires into different tiers based on their level of religious toleration. Additionally, it provides an explanation for the observed variations.
Middle Passage - Eine emotionsgeschichtliche Analyse der im Kontext der Atlantiküberfahrt entstandenen Schriftzeugnisse von Besatzung und Sklaven
Marvels of the West: How to do Comparisons in the Early Global World
Adel in der Reichsstadt. Die Thurn und Taxis in Frankfurt am Main
Die Vorstellung von der Reichsstadt als einem weitgehend adelsfreien Raum bzw. vom Reichsfürst als Fremdkörper in der Reichsstadt hat sich lange in der Forschung gehalten. Seit einigen Jahren stellen Forschungen dieses Narrativ infrage oder fordern doch zumindest seine Präzisierung und Ausdifferenzierung ein. Bei diesen Untersuchungen, die vorrangig zeitlich eng umgrenzte Begegnungen wie z. B. reichsstädtische Gesandtschaften am benachbarten Fürstenhof oder Fürstenbesuche in der Reichsstadt in den Blick nahmen, blieb die Einschätzung einer einseitigen Asymmetrie der Beziehungen prägend, in denen sich die Reichsstadt der sie umgebenden Fürstengesellschaft anzupassen suchte.
Blickt man auf die zahlreichen Adeligen, die längerfristig oder gar dauerhaft in Reichsstädten lebten, stellt sich die Frage, ob sich in der hier fokussierten Konstellation – Adel innerhalb der Mauern einer Reichsstadt – eine andere Dynamik der Beziehungen zeigte.
Diese spezifische Dynamik, die eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Stadtbürgertum und Adel ermöglicht, nimmt meine Arbeit anhand des Falls der Fürsten von Thurn und Taxis und ihres Hofes in Frankfurt am Main in den Blick, wo diese über fast ein halbes Jahrhundert, d. h. über drei fürstliche Generationen hinweg, lebten.
Nebel und Horizont: Über Widerstand und Zukunft in der Sprache der ukrainischen Landschaft
'Das viele Schwätzen darf bei Kindern nicht zur Gewohnheit ausarten […]'. Kindheit und Militär in der Habsburgermonarchie (1769–1805)
Im Dezember 1751 eröffnete Erzherzogin Maria Theresia auf der Wiener Neustädter Burg, der ehemaligen Sommerresidenz Maximilians I., die „Kaiserlich-Königliche Theresianische Militärakademie“, deren Aufgabe es war, künftige Offiziere auszubilden. Von den insgesamt 400 Zöglingen, die pro Jahr in der Akademie ausgebildet wurden, waren 200 Akademisten unter 14 Jahren, die die Ausbilder in Wiener Neustadt vor erhebliche Herausforderungen stellten, ging es doch darum, den Kindern und Jugendlichen Schweigen als militärisches und monarchisches Ordnungsprinzip einzupflanzen. Die Akten zeigen indes: Die Kinder und Jugendlichen „rebellierten“ gegen dieses forcierte Schweigen im Namen der Monarchie, wie vielfache Verstöße belegen. Der Vortrag zeigt einerseits auf, wie Schweigen im Akademiealltag etabliert werden sollte, andererseits wird verdeutlicht, wie die Zöglinge das Schweigen als Ordnungsprinzip hinterfragten.